Vorstellung von GNOME 3.22: Karlsruhe

GNOME 3.22 ist die neueste Ausgabe von GNOME 3 und das Ergebnis von sechs Monaten Arbeit des GNOME-Projekts. Es beinhaltet neue großartige Funktionen sowie viele kleinere Verbesserungen und Fehlerkorrekturen. Die Veröffentlichung enthält insgesamt 22980 Änderungen, an denen rund 775 Personen mitgewirkt haben.

3.22 trägt den Namen »Karlsruhe« in Anerkennung des diesjährigen GUADEC-Organisationsteams. GUADEC ist die alljährlich in Europa stattfindende GNOME-Hauptkonferenz und nur mit Hilfe vieler tatkräftiger Helfer vor Ort möglich.

Integration von Flatpak

Flatpak ist das Anwendungsverteilungssystem der nächsten Generation für Linux. Ziel dieser Technologie ist es, die Verteilung von Anwendungen für Linux zu vereinfachen und dabei die Anzahl verfügbarer Anwendungen zu erhöhen. Flatpak-Anwendungen haben auch noch weitere Vorteile: Sie sind sicherer und können problemlos ohne Neustart aktualisiert werden.

GNOME 3.22 kommt mit umfassender Flatpak-Unterstützung. Die »Software«-Anwendung ist jetzt imstande, Dateien aus Flatpak-Quellen zu installieren. Dies bedeutet, dass es jetzt möglich ist, Flatpak-Quellen und Anwendungen zu installieren, ohne jemals die Befehlszeile benutzen zu müssen. Zahlreiche andere kleinere Änderungen machen es leicht, Flatpak-Anwendungen zu installieren und zu aktualisieren. Dazu zählen die Anzeige von Informationen zur Quelle jeder Anwendung sowie Details darüber, ob es sich um Anwendungen im Sandkasten handelt.

GNOME 3.22 führt auch Entwicklungswerkzeuge ein, die Anwendungen den Zugriff auf alle Vorteile der Sicherheitsfunktionen von Flatpak ermöglichen. Auf diese Weise können Anwendungen in Zukunft den Benutzern viel mehr Schutz bieten.

Mehrere Dateien umbenennen

Die Anwendung »Dateien« unterstützt jetzt das Umbenennen mehrerer Dateien zugleich. Dies ist sehr nützlich, wenn man es mit Sammlungen ähnlicher Dateien zu tun hat, wie zum Beispiel Videos, Musik oder Fotos. Dateien können entweder unter Verwendung einer Vorlage umbenannt werden, die auf jede Datei angewendet wird, oder durch Suchen und Ersetzen von Teilen aller Dateinamen. Der Vorlagemodus ermöglicht es, Details der Dateien selbst als Teil ihrer Namen zu verwenden. Dazu zählen zum Beispiel Erstellungsdatum, Titelnummer, Künstler- oder Albumname für Musikdateien.

Um diese neue Funktion zu verwenden, wählen Sie einfach mehrere Dateien aus und danach Umbenennen … im Kontextmenü oder drücken Sie F2.

Fotos teilen

Im Zuge der letzten Veröffentlichung erhielt »Fotos« einen neuen Satz an Bildbearbeitungsfunktionen. In 3.22 wird eine weitere, gängige Funktionalität eingeführt: Die Möglichkeit, Bilder mit anderen Leuten zu teilen. Die neue Freigabefunktion ermöglicht es, Bilder durch Hochladen zu Google zu teilen, oder sie als E-Mail-Anhang zu versenden. Weitere Ziele sind für die Zukunft geplant, inklusive zahlreicher sozialer Netzwerke.

Das Teilen von Fotos ist vollständig in »Online-Konten« integriert. Somit muss zuerst ein Google-Konto in der Anwendung »Einstellungen« hinzugefügt werden, um zu Google hochladen zu können.

Verbesserungen in »Software«

Das Aussehen der Anwendung »Software« ist für GNOME 3.22 aktualisiert worden. Die Startseite ist umgestaltet worden und zeigt jetzt mehr Anwendungstitel an. Darüber hinaus ermöglicht der Abschnitt »Kategorien« ein einfaches Durchstöbern von Anwendungen. Die Bewertungen mit Sternen sind jetzt deutlicher dargestellt, so dass die am besten bewerteten Anwendungen leichter zu finden sind.

»Software« beinhaltet auch noch weitere Verbesserungen. Farbsymbole zeigen jetzt deutlich an, ob eine Anwendung freie Software ist und die Gestaltung zahlreicher Listen und Seiten ist verfeinert worden.

Wayland-Fortschritte

Wayland ist die Zukunftstechnologie für Bildschirmdarstellung und Eingabe unter GNU/Linux. Ungereimtheiten und lange bestehende Probleme gehören damit der Vergangenheit an, und es wird eine Grundlage für sicherere Anwendungen gelegt. Wayland führt außerdem neue Funktionen ein, wie beispielsweise Tastfeld-Gesten mit mehreren Fingern.

Die Unterstützung von Wayland durch GNOME ist während der letzten Veröffentlichungen kontinuierlich gewachsen. In GNOME 3.20 wurde es für breite Anwenderkreise benutzbar. Seitdem ist daran gearbeitet worden, einen Großteil noch fehlender Funktionen hinzuzufügen. Dazu zählen die Unterstützung für Wacom-Tablets, die Fähigkeit, Bildschirme zu drehen und Unterstützung für die GNOME Bildschirmtastatur. Zahlreiche kleinere Probleme sind gelöst worden, so dass sich das Nutzererlebnis unter Wayland aufpolierter gestaltet.

Verbesserte Anwendung »Dateien«

Zusätzlich zur Mehrfachumbenennung befindet sich in »Dateien« eine große Anzahl an anderen Verbesserungen für GNOME 3.22. Die Unterstützung komprimierter Dateien ist direkt integriert worden, so dass das Entpacken einer komprimierten Datei (wie zum Beispiel .zip oder .tar.gz) nur noch einen Doppelklick benötigt und keine zusätzliche Anwendung mehr erforderlich ist. Die Erstellung komprimierter Dateien in unterschiedlichen Formaten ist ebenfalls möglich.

Die Ansicht- und Sortierfunktionalität ist in »Dateien« für 3.22 ebenfalls überarbeitet worden. Somit ist es möglich, zwischen der Gitter- und Listenansicht mit einem einzelnen Klick umzuschalten. Vergrößerungs- und Sortierfunktionen sind jetzt viel unkomplizierter handhabbar. Diese Änderungen basieren auf Ergebnissen aus Benutzerfreundlichkeitstests von Gina Dobrescu im Rahmen eines Outreachy-Praktikums.

Andere Verbesserungen der Benutzeroberfläche beinhalten automatisches Verbergen der gleitenden Statusleiste, so dass diese nicht im Weg ist und die Einbeziehung zusätzlicher Informationen über die Verbindung zu Servern, wie zum Beispiel unterstützte Dateiprotokolle.

Neu gestaltete Tastatureinstellungen

Die Tastatureinstellungen sind für GNOME 3.22 überarbeitet worden. Die Liste der Tastenkürzel ist jetzt leichter zu durchblättern und die neue Gestaltung behebt mehrere Probleme der vorigen Version. Eine Suchfunktion erlaubt ein rasches Auffinden des benötigten Tastenkürzels und der Vorgang für das Setzen eines Tastenkürzels gibt klarere Rückmeldungen.

Neu gestalteter Editor für dconf-Einstellungen

Die Gestaltung von dconf-Editor, der Anwendung zum Sichten und Ändern von Einstellungen, ist für 3.22 aufgefrischt worden. Die neue Version besitzt eine einfachere Schnittstelle, basierend auf einer Pfadleiste. Ein neuer »Verzögerungsmodus« ermöglicht es, mehrere Änderungen auf einmal vorzunehmen. Es gibt zusätzliche Möglichkeiten des Zurücksetzens, die beispielsweise das Zurücksetzen sichtbarer Einstellungen oder ein rekursives Zurücksetzen (für den aktuellen Ordner und alle Unterordner) ermöglichen.

Und das war noch nicht alles …

Wie immer gibt es auch in dieser Ausgabe von GNOME viele kleinere Verbesserungen. Hier sind einige von ihnen!

  • Die neue Kalender-Version ermöglicht nun die Einstellung von Alarmen für vorgegebene Ereignisse. Ebenso können Ereignisse anderen Kalendern zugeordnet werden und für die Bearbeitung gibt es ein neues Auswahlfenster zum Wählen der Daten. In der Kalenderansicht können Ereignisse durch Ziehen verschoben werden und die Jahresübersicht wurde optisch überarbeitet.

  • »Polari«, der IRC-Client von GNOME, kann ab sofort Passwörter, die an den NickServ geschickt wurden, automatisch merken und erneut verwenden.

  • »Karten« verwendet nun Mapbox als Lieferanten der OpenStreetMap-Daten. Es wird auf diese Weise ein verlässlicherer Dienst für die Zukunft erwartet.

  • »Musik« läuft wesentlich performanter. Die Anwendung lädt nun wesentlich schneller und die Übersichtsanzeige stellt sich selbständig so ein, dass der verfügbare Fensterplatz möglichst effizient genutzt wird.

  • Videos lassen sich nun in verschiedenen Geschwindigkeiten wiedergeben. Dies ist praktisch, wenn man zum Beispiel Vorträge anschaut oder Notizen machen möchte.

  • »Boxen«, die GNOME Anwendung für virtuelle und entfernte Maschinen, hat nun eine Klon-Funktion. Dies vereinfacht die Erstellung von Kopien Ihrer Boxen.

  • »Internet«, der GNOME-Browser, erhielt ein neues Fenster für die Tastenkürzel. Dadurch können Sie leichter erkennen, welche Tastenkombinationen verfügbar sind. Ein neues Kontextmenü in der Adresszeile ermöglicht Ihnen ein einfaches »Einfügen und Los«. Außerdem wurden einige Fehlermeldungsseiten überarbeitet.

  • Auch in »Bücher«, der GNOME-Anwendung für eBooks, sind Fortschritte zu verzeichnen. Neu ist die Unterstützung zum Lesen von ePub-Büchern. Wir erwarten, dass dieses Funktionsmerkmal in zukünftigen Veröffentlichungen weiter reifen wird.

GNOME 3.22 beziehen

Die Software von GNOME ist Freie Software: Unser gesamter Code steht zum Herunterladen zur Verfügung und darf frei verändert und weitergegeben werden. Zur Installation empfehlen wir Ihnen, auf die offiziellen Pakete Ihrer Distribution oder Ihres Anbieters zu warten. Beliebte Distributionen werden GNOME 3.22 sehr bald verfügbar machen. Einige haben bereits Entwicklungsversionen, welche die neue Freigabe von GNOME enthalten.

Info zu GNOME

Das GNOME-Projekt ist eine internationale Gemeinschaft, die durch eine gemeinnützige Organisation unterstützt wird. Wir konzentrieren uns auf ausgezeichnete Bedienfreundlichkeit und erstklassige Sprachunterstützung und Barrierefreiheit. GNOME ist ein freies und offenes Projekt: Wenn Sie wollen, helfen Sie mit.